Die Gründerjahre

"Der Gesangverein der Gemeinde Gladenbach hat sich aus nachstehenden Personen gebildet, welche aus ihrer Mitte einen Vorstand gewählt haben. Zur Anerkennung haben dieselben die entworfenen Statuten eigenhändig unterzeichnet."
Es folgen unter A = Active 27 und unter B = Passive 7 Namen und die Notiz: "Der Vorstand besteht aus: Lehrer Künkel (Vorsitzender), Georg Müller (Stellvertreter), Adam Scherer (Rendant), Heinrich Theophel, Jacob Reitz und Heinrich Reitz II (Mitgliedern)."

Die Mitteilung auf der Vorderseite unseres alten Kassenbuches ist der erste Nachweis über das Bestehen unseres Vereins. Das Buch selbst wurde am 26. Mai 1884 vom Buchbinder W. Jung in Laasphe zum Preis von 50 Pf. erworben. Die ersten Einnahmen sind unter dem 22. Mai mit 8,50 Mark als Beiträge von 34 Mitgliedern für Monat Mai verbucht. Wie kam es nun dazu, dass sich die Männer unseres Dorfes zu einem Verein zusammenschlossen? Schon seit Jahren, so sagt es die Überlieferung, waren sie zum gemeinsamen Singen zusammengekommen. Ob dies ein geregeltes Singen, wer ihr Dirigent war, ist nicht bekannt.

Da erhielt unser Dorf zu Beginn des Schuljahres 1884/85 einen jungen, seminaristisch gebildeten Lehrer. Johannes Künkel ("Baldersch Hannes") aus Wiesenbach löste Friedrich Donges nach über 40 jähriger Tätigkeit ab. Alle bisherigen Sänger schienen geradezu auf ihn und seine Initiative gewartet zu haben. Wie anders ist es denkbar, dass es bereits einen Monat nach seinem Amtsantritt zur Vereinsgründung kam. Wie sehr sich der 21 jährige Lehrer engagierte zeigt, dass er sowohl Dirigent, als auch Vorsitzender des jungen Vereins wurde, eine wohl einmalige Konstellation. Ein Blick in die Statuten des "Männer-Gesangvereins Gladenbach b. Br." (der heute gebräuchliche Name Kleingladenbach wurde erst später eingeführt, da es immer wieder zu Verwechselungen mit der Stadt Gladenbach kam), ist recht interessant und zeigt, dass man sich hohe Ziele setzte und unter Umständen auch mit empfindlichen Geldbußen belegt werden konnte, wenn man "zu den Gesangstunden zu spät oder gar nicht erschien." Trotz dieser oft hart klingenden Bestimmungen wurden wohl auch sie nicht in allen Fällen eingehalten. Während die Beitragszahlung variabel gehalten wurde, doch meist 50 Pf. je Vierteljahr betrug, wird sie 1892 auf diesen Beitrag festgesetzt. Stark wechselnd war die Mitgliederzahl und die Vorstandsbesetzung, die jedes Jahr neu gewählt wurde. Offenbar war die gute, alte Zeit auch nicht ohne menschliche Probleme und sicher mehr alt, als gut. 

Johannes Künkel war nicht nur ein ausgezeichneter Chorleiter, sondern auch ein hervorragender Lehrer und nicht ohne Ehrgeiz. So nahm er nach 9 Jahren das Angebot an und wurde 1. Lehrer in Breidenbach. Diese Stelle war früher stets mit der Organistenstelle verbunden. Gleichzeitig übernahm er auch den MGV Breidenbach. Nachdem er auch 3 Jahre (von 1884 bis 1887) den MGV Wiesenbach dirigiert hatte, war er der wohl bedeutendste Dirigent im engeren, heimischen Raum. Acht Jahre später (1901) ging Künkel als Hauptlehrer, später Rektor, nach Hochheim am Main. Eine seltene Karriere für einen Hinterländer Bauernsohn der damaligen Zeit. So sehr man ihm seinen Aufstieg gönnte, war dies doch für unseren Verein ein harter Schlag. Sein Amtsnachfolger, Friedrich Jeppe, ein zartbesaiteter, junger Mann, konnte nicht aus seinem Schatten heraustreten und so war die Zusammenarbeit nicht von langer Dauer.

Danach übernahm Lehrer Hoßbach (Künkels Nachfolger in Breidenbach) den Verein. Doch auch dies war nicht von bleibendem Erfolg. Als dann 1897 mit Albert Wehr ein neuer Lehrer, jedoch ohne musikalische Begabung ins Dorf kam, sanken die Hoffnungen der Sänger immer mehr. Enttäuscht konnten 16 Unermüdliche in der Generalversammlung von 1898 nur noch das Ruhen des Vereins feststellen.